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Rosenkrieg

Rosenkrieg

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‚Pegida‘, ‚Legida‘, Heidenau und die ‚Lügenpresse‘ - In Dunkeldeutschland ist die braune Kacke am Dampfen. In all-montäglichen kollektiven Wichsorgien verbrüdern sich Nazis mit ‚besorgten Bürgern‘. Die Lage ist ernst, das Lachen über den rechten Sumpf kann einem schnell vergehen. Doch Stefan Brock hat seinen Humor noch nicht verloren.

 

In der Gemäldeserie „Rosenkrieg“ verteilt der Dresdener Künstler Tiefschläge an ‚Wutbürger‘ und Nazi-Skins. Zugunsten der Satire wird dabei auf politische Korrektheit und Gürtellinie gepfiffen: Der Baseballschläger als phallisches Fetischobjekt, schmusende Glatzköpfe vor brennenden Hochhäusern und kollektives Schlabbern am schwarz-weiß-roten „Dauerlutscher“.

Das Spektrum der Serie reicht dabei von bizarren Szenen in naiver Malweise bis zu grotesken feinmalerischen Inszenierungen. Für das Gemälde „Liebe unterm Hakenkreuz“ könnte der gleichnamige Spielfilm von 1973 Pate gestanden haben: Darin verliebt sich ein französischer Kollaborateur während der deutschen Besatzung 1944 in ein jüdisches Mädchen. Auch in Stefan Brocks wortwörtlicher Version gibt sich ein Mitläufer der aussichtslosen „Liebe unterm Hakenkreuz“ hin und nascht von den verbotenen Früchten des strammen Kameraden.

 

Im gemusterten Herzchen-Boxershort werden Liebkosungen im spießbürgerlichen Interieur mit Hakenkreuzflagge ausgetauscht. Dabei scheinen die beiden Liebenden den Ernst der Lage aus den Augen verloren zu haben: Die Uhr steht auf fünf vor zwölf.

Man sollte Arbeiten wie diese jedoch nicht missverstehen: Stefan Brocks Gemälde sind nicht homophob. Der Künstler persifliert die Homophobie der rechten Szene, indem er deren Akteure in intimer, grotesker Zweisamkeit präsentiert.

 

Text: Fabian Kassner

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